Institut für Betriebswirtschaftslehre und Wirtschaftspädagogik

Ernährungskultur in der Schule – Ernährung ist mehr...

Mit der Entwicklung von Unterrichtseinheiten, die in zwei Projektwochen (mit 45 Unterrichtsstunden) pro Klasse durchgeführt wurden, haben wir unterschiedliche Themenfelder der Ernährungsbildung mit den SchülerInnen bearbeitet. Die Berücksichtigung von sinnlichen, sozialen, kulturellen, naturwissenschaftlichen, technischen, ökologischen und ökonomischen Aspekten war uns dabei ein besonderes Anliegen. Der ständige Wechsel zwischen theoretischer Bearbeitung, praktischer Übung und das Anknüpfen an dem Lebensalltag der Schülerinnen und Schüler ermöglichte eine intensive Auseinandersetzung mit den Themen.

Wir haben uns dabei von dem Bewusstsein leiten lassen, dass es keine richtige oder falsche Ernährung gibt, sondern dass Ausgewogenheit, Vielfalt und Qualität die Ernährungsgewohnheiten bestimmen sollten. Für ein selbstbestimmtes Ernährungs- und Verbraucherverhalten brauchen die (jungen) Konsumentinnen und Konsumenten Wissen und Erfahrung. Die Vermittlung dieser Kompetenzen wird zunehmend zur Aufgabe des Lernortes Schule, da hier alle Jugendlichen erreicht werden können.

Diese Veranstaltung sollte dazu anregen, die vielen Expertinnen und Experten sowie das umfangreiche Unterrichtsmaterial, das inzwischen verfügbar ist, zu nutzen, um fächerübergreifend in Schulen das spannende Thema im Sinne einer Ernährungs- und Verbraucherbildung zu bearbeiten.

Bild
Ernährung ist mehr als Essen... - die Themen:

Kochen können ist eine Basisqualifikation

Das Wissen und die Fertigkeiten, die zur Verarbeitung von Lebensmitteln und zur Herstellung von Gerichten notwendig sind, werden zunehmend weniger in den einzelnen Familien vermittelt. Immer häufiger werden stark verarbeitete Lebensmittel in den Haushalten eingesetzt, so dass Geruch, Aussehen, Geschmack, Konsistenz und die Vielfalt der natürlichen Produkte den Kindern und Jugendlichen immer fremder werden.

Doch erst die Fähigkeit, mit Lebensmitteln adäquat umgehen zu können, ermöglicht es den Jugendlichen, selbstbestimmt ihr Ernährungsverhalten zu gestalten. Sie ermöglicht das bewusste Jonglieren mit den natürlichen Lebensmitteln und dem sinnvollen Einsatz von verarbeiteten Produkten.

In den Projekten haben wir darauf geachtet, mit den Kindern und Jugendlichen möglichst viele Urprodukte zu verarbeiten. Die Speisen waren leicht und schnell herstellbar und dienten der Anregung zum Nachmachen. Zudem stärkt die Erfahrung, etwas Schmackhaftes selbst hergestellt zu haben, das Selbstbewusstsein.
Bild

Nichts ist im Verstand, was nicht vorher in den Sinnen war

Ernährung ist eine höchst sinnliche Angelegenheit. Unsere Sinne schützen uns, sie erhöhen aber auch unser Wohlbefinden, wenn wir einer schmackhaften Mahlzeit und der Mühe der Zubereitung durch einen schön gedeckten Tisch die entsprechende Wertschätzung entgegen bringen.

Sinnesübungen mit Naturprodukten waren fast täglicher Bestandteil des Unterrichts. Deshalb halten wir die Erfahrung einer auch die Sinne übenden Tätigkeit für so wichtig, denn mit Genuss essen bedeutet auch, den eigenen Körper mit seinen Bedürfnissen zu erkennen und sich etwas Gutes zu tun.

Ernährung ist ein Mittel der Kommunikation

Streit beim Essen schlägt auf den Magen, alleine essen macht keinen Spaß. Die Atmosphäre beim Essen hat einen nicht unerheblichen Einfluss darauf, ob es uns schmeckt. Aber auch Status und Zugehörigkeit werden durch das gekaufte „Frühstückchen“ oder durch „Muskeldrinks“ ausgedrückt.

Übungen zu diesem Themenkomplex sollten den Jugendlichen bewusst machen, dass man mit der Art der Ernährung auch einen bestimmten Lebensstil nach außen kommuniziert, dieser aber weder unumstößlich noch starr ist. Ernährungskulturen sind schließlich einem ständigen Wandel unterworfen und abhängig von den gesellschaftlichen Veränderungsprozessen. Ist einem dieses bewusst, dann lassen sich auch starre Ernährungsregeln leichter relativieren.

Bild

Ernährungskultur und Schönheitsideale - früher und heute

Vorgegebene und selten erreichte Schönheitsideale, Versprechungen der Werbung, Einstellungen in der Familie und der Einfluss der Freunde auf das, was man essen sollte, machen es den Jugendlichen schwer, auf den eigenen Körper zu hören, sich den vielen Einflüssen zu entziehen.

Die Beleuchtung des Wandels der Ernährungskultur und der Schönheitsideale soll den Schülerinnen und Schülern Impulse geben, selbstbewusster im Spannungsfeld der Schönheitsideale auf der einen Seite und der Freiheit beim Essverhalten auf der anderen Seite zu handeln.

Bild

Wege unserer Nahrung – saisonal, regional, global

Ernährung ist vor allem aber ein großer Markt. Lebensmittel werden rund um den Globus transportiert, Moden und möglichst niedrige Preise bestimmen nicht selten unser Einkaufsverhalten. Warum gibt es so wenig regionale Produkte in unseren Supermärkten? Warum sind regionale Lebensmittel teurer, obwohl sie vor der Haustür wachsen?

Besuche bei regionalen Produzenten, Expertenbefragungen, Supermarkterkundungen und die Ermittlung von Herkunft und Transport von Nahrungsmitteln dienten dazu, ein Verständnis für eine nachhaltige Ernährungskultur zu entwickeln. Dabei stellte sich auch die Frage, inwieweit der Erhalt der gewachsenen Kulturlandschaft durch unsere bäuerliche Landwirtschaft, die höheren Produktionskosten durch die Herstellung hochwertiger Lebensmittel gerechtfertigt sind und akzeptiert werden (können). Die Entscheidung für hochwertige Lebensmittel wird neben dem gesundheitlichen Aspekt somit auch eine soziale und ethisch-moralische Entscheidung.

In den Gesamtschulen haben wir in der ersten Unterrichtswoche die aufgeführten Schwerpunkte allgemein bearbeitet und in der nächsten Unterrichtseinheit an einem Lebensmittel, dem Apfel, konkretisiert. Hier wurden Sorten bestimmt, der Vitamingehalt bei frischen Produkten und bei längerer Lagerung festgestellt, geschreddert, entsaftet, gekocht, gebacken, handelsübliche Sorten verglichen und geschmeckt, Experten befragt, die gesundheitlichen Aspekte thematisiert und, und, und.....

Wir hoffen, Sie haben Appetit bekommen auf mehr...